Nachwuchs-Theater-Wettbewerb 2012 - WAS HEISST HIER FREMD?

  • Das Finale
  • Bar&Co
  • 4. – 23. Juni 2012, Di-Sa um 20 Uhr


Die FinalistInnen:





GÜRTEL


In Gürtel, Trigger Track Collective with the Austrian performer Rotraud Kern, and the collaboration of Patrick Wally, is exploring the linguistic limitation and the confusion as a way to create and perform. We are questioning the difficulties of existing in a foreign environment. Cultural differences but primarily the language is the very first communication barrier between performers and locals, which exposes the performers during the process of attempting to achieve a specific goal. As foreigners on stage, can we use Performing and Live Art as a form to understand and to be understood, no matter the used language? We are researching on discourses created on stage between foreigners and locals, performers and spectators. Is art a universal way to gather and communicate or do other specific barriers appear when it comes to artistic mediums?

Created by Trigger Track Collective in collaboration with Rotraud Kern (AT) and Patrick Wally (AT) Performed by Anna Jarrige (FR), Costas Kekis (GR), Eve Chariatte (CH), Mirja Brunberg (SE)
www.triggertrackcollective.com


DIE EUROPA

Das Schiff mit Namen Europa treibt ohne Kurs auf dem Weltmeer. Es hat Minusfracht geladen, negative Finanzmaterie. Quo vadis? fragen sich die Passagiere der Europa (darunter die Figur der Europa selbst), ohne eine klare Antwort darauf zu finden. Es ist mehr ein hilfloses Rudern und Treiben, ein störrisches Flaggen Hissen und Flaggen Verbrennen, ein Versuch, das ersehnte Europa (ja, wieder Europa, das verzweigt ist und viele Gesichter hat) anzusteuern. Was ist es also, dieses Europa? Eine sich selbst fremde, weil unbegreifliche Maschine; eine von Europa-Therapeuten umringte und gepeinigte Kranke; ein Mythos; ein immerwährender Krisengipfel; jedenfalls eine Meisterin der Selbstkritik; und eine Idee, deren Zukunft sich auch am Umgang mit dem (eigenen) Fremden entscheiden wird.

Idee, Text, Regie: Philipp Weiss
Figurenspiel, Objekttheater, Requisiten, Bühne: Claudia Weissenbrunner
Sound, Utopische Musikmaschine: Paul Gründorfer
Es spielen: Mirkus Hahn, Elfriede Hauder




BLICKAKTE – BETRACHTUNGEN AUS DER FERNE

Während Somalia gerade wieder mit Bildern von Hungerkatastrophen und Dürreperioden für kurze Zeit in der Weltpresse auftaucht, begleitet ein junger Journalist einen in Berlin lebenden Exil-Somali bei dem einzigen Geschäft, für das die Welt Somalia noch braucht: den Import von Myrrhe.
Auf seiner theatralen Reise trifft er eine in Deutschland lebenden Künstlerin aus Taiwan und diese Begegnung wirft die Frage auf: Wie begegnet man dem Fremden? Denn wäre das Fremde schlichtweg zugänglich und zugehörig, so wäre es nicht mehr was es ist: ein Fremdes.

Ich will Dichter sein, und ich arbeite daran, mich sehend zu machen: Sie werden davon überhaupt nichts verstehen, und ich wüsste beinahe nicht wie es Ihnen erklären. Es geht darum, zum Unbekannten zu gelangen durch die Zügellosigkeit aller Sinne. Man muss stark sein, geborener Dichter sein, und ich habe mich als Dichter erkannt. Das ist nicht im Geringsten mein Fehler. Ich ist ein anderer.
(Arthur Rimbaud)

Ein Projekt von Bee Chang, Loretta Mesiti, Daniel Schauf, Philipp Scholtysik
Es spielen: Bee Chang, Philipp Scholtysik

 

Zum Schluss ist jeder irgendwo der Fremd Auf einem Foto, das eine Szene der Hungerkatastrophe in Somalia zeigt, ist ein sterbendes Kind abgebildet, daneben ein Geier. Philipp Scholtysik beschreibt diese Bild und will es dem Publikum zeigen. Aber statt es an die Wand zu projizieren, stellt er es nach. Scholtysik ist selbst in Somalia gewesen, er hat einen Freund beim Myrrhehandel begleitet. Die Taiwanesin Bee Chang kam nach Berlin, um Gesang zu studieren. Bei der Aufnahmeprüfung sagte man ihr, ihre Stimme klinge zu asiatisch. Die Inszenierung „Blickakte – Betrachtungen aus der Ferne“ verwebt diese zwei Geschichten über die Fremde auf clevere Art: Zum Schluss ist es ein Zimmerbrunnen aus Taiwan, der die Myrrhe aus Somalia destilliert. Das Stück ist eines von dreien, die es ins Finale des Nachwuchs-Theaterwettbewerbs der Drachengasse geschafft haben. „Was heißt hier fremd?“ lautet das diesjährige Thema, erstaunlich unterschiedlich sind die Beiträge geraten. Während „Blickakte“ auf persönlicher Ebene handelt, treten in „Gürtel“ (Trigger Track Collective) verschiedene Nationen im Österreich-Eignungstest gegeneinander an. Sie versuchen, den Zillertaler Schürzentanz oder die Nationalhymne zu erlernen. Ganz lustig. „Die Europa“ von Philipp Weiss schließlich ist der ästhetischste Beitrag des Wettbewerbs, eine Mischung aus Objekt- und Sprechtheater. Europa steht hier für vieles: ein „Schiff mit Minusfracht beladen“; ein Land, das angesteuert wird; eine Passagierin. Europa kritisiert sich am liebsten selbst, „rinnt aus allen Löchern“ und will in 20 Minuten Inszenierungszeit ein bisschen zu viel. Insgesamt ein spannender Wettbewerb, bei dem es neben dem Jury- einen Publikumspreis zu gewinnen gibt. Also hingehen und mitstimmen! FALTER, 13.6.2012

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