MOBIL

  • EINE DIGITALE TELEFON-KOMÖDIE
  • Sergi Belbel
  • Theater Drachengasse
  • 5. November - 8. Dezember 2007, Di-Sa um 20 Uhr
ÖSTERREICHISCHE ERSTAUFFÜHRUNG
EIGENPRODUKTION THEATER DRACHENGASSE

Ich hab schon alle Nummern der Familie eingespeichert. Nur zweimal drücken, und schon habe ich dich.

Sara wird endlich nicht mehr allein zu Hause herumsitzen. Ihre Tochter Rosa hat ihr ein Handy geschenkt und sie zu einer Flugreise gedrängt, damit sie einmal ihrem tristen Alltag entkommen kann. Sieben Stunden Wartezeit am Flughafen – Zeit genug für Sara, die Bedienungsanleitung für ihr Handy zu studieren und zunehmend Begeisterung für die Kommunikation auf Knopfdruck zu entwickeln.

Währenddessen kommandiert Geschäftsfrau Claudia den jungen Jan per Telefon herum. Er müsse sie sofort vom Flughafen wegholen und ihr außerdem auf der Stelle das neueste Handymodell mit Organizer, USB-Anschluss, Infrarotport, GPRS und GPS besorgen. Schließlich sei es unerträglich, wenn ihre Freundinnen modernere Geräte haben als sie.

Da explodiert eine Bombe am Flughafen. Das Chaos breitet sich mit weitergeleiteten Nachrichten und Kreuz- und Quertelefonaten bis in die Handys aus. Innere Explosionen von wieder entdeckter Lust und später Befreiung mischen sich mit plötzlichem Wahrheitsdrang und unerwarteten Liebesgeständnissen.

Almodóvar lässt grüßen Kritik - Vier Menschen, vier Handys und ein Terroranschlag am Flughafen, der das Leben aller Beteiligten nachhaltig verändert. Denn sie sind alle mobil. Die alternde Sara, ihre eben vom Freund verlassene Tochter Rosa, die zickige Geschäftsfrau Claudia und de junge Jan. Doch wer sendet wem hier welche Nachricht? Wer nimmt welchen Anruf entgegen? Und vor allem: Wie ist das so, mit dem Chaos der Gefühle? Herrlich leicht Mit „Mobil“ hat der katalanische Autor Sergi Belbel eine hinreißend leichte, dabei tiefsinnige und mit prallem Leben gefüllte Komödie geschrieben, die bei der österreichischen Erstaufführung im Wiener Theater Drachengasse in allen Belangen überzeugt. Denn Regisseur Hans-Peter Kellner setzt in der spartanischen Ausstattung von Vanessa Achilles auf Tempo, schnelle Schnitte und auf das überdrehte Flair der Filme eines Pedro Almodóvar. Gespielt wird sehr gut. Von Alexandra Tichy als liebesbedürftige Sara, von Alexandra-Maria Timmel als köstlich schrille Claudia, von Silvia Meisterle als konfuse Rosa und von dem starken Stefan Moser als sich treiben lassender Jan. Eine sehr feine Produktion. KURIER, 7.11.2007

Aneinander vorbei Sie lieben, sie hassen, sie sehnen sich nach Zuwendung, möchten beieinander sein, doch sie schaffen es nicht. Freilich reden sie ... aber nein, nicht miteinander: sie sprechen in ihr Handy. „Mobil“ nennt sich die ins Groteske übersteigerte Komödie des Katalanen Sergi Belbel, die jetzt im Theater Drachengasse zur österreichischen Erstaufführung kam. Mit scharfem Witz zeigt Belbel, wie Menschen aneinander vorbei leben. Und wie die an sich sehr positive Einrichtung des Mobiltelefons auf harmlosere und schließlich auch auf gar nicht harmlose Weise missbraucht wird. Hans-Peter Kellner liefert mit seiner Inszenierung ein Puzzle aus menschlicher Unzulänglichkeit, bravourös bis ins kleinste Detail. Er hatte dabei allerdings auch eine sehr gute Ausstatterin, namentlich Vanessa Achilles, und ein brillantes Darstellerquartett (Silvia Meisterle, Stefan Moser, Alexandra Tichy sowie Alexandra-Maria Timmel) zur Verfügung. WIENER ZEITUNG, 7.11.2007

Thearpie übers Handy Das musste ja kommen: Der katalanische Erfolgsautor Sergi Belbel („Die Zeit der Plancks“) schrieb eine „digitale Telefonkomödie“, in der zuerst vier Personen ausschließlich über Handy miteinander sprechen und sich endlich die Dinge, die sie im zwischenmenschlichen Bereich unterdrückt haben, ungeniert an den Kopf schmeißen. In der Komödie „Mobil“ telefonieren vier Menschen nach einem schweren Bombenattentat miteinander, um zu wissen ob sie noch leben, um endlich alle Missverständnisse auszuräumen und einander zu sagen, was sie im gegenseitigen Umgang stört: Ein Sohn, der sich aus den Fängen seiner reichen und tüchtigen Mutter befreien will, eine Tochter, die ihre Mutter vom Einfluss des Unterdrücker-Vaters lösen will, eine ältere Frau, die Mann und Tochter satt hat und endlich in den Armen eines jungen Mannes glücklich werden will, um ihn dann an die Tochter weiterzugeben. Das geschieht zunächst nur via Handy, wobei man die scheinbare Anonymität zu einer tabulosen Aufrichtigkeit benutzt und mehr als häufig das Wort „Scheisse“ und andere „Four-Letter-Words“ benutzt, um alle moralischen und gesellschaftlichen Schranken brutal beiseitezuschieben. Erst gegen Ende dieser Selbst-Therapie findet man auch persönlich im Umgang miteinander zu vorher nie gewagten Beziehungen. Mit ein paar Podesten (Bühne: Vanessa Achilles) hat Regisseur Hans-Peter Kellner die österreichische Erstaufführung dieses Handy-Beziehungsstücks für das Theater Drachengasse sehr glaubwürdig inszeniert. Und die Schauspieler Alexandra Tichy, Stefan Moser, Silvia Meisterle und Alexandra-Maria Timmel findet zunächst in den Mobiltelefon-Kaskaden und später auch im persönlichen Einsatz zu-, bzw. auseinander. Sehr amüsante, witzige und lebensnahe 1 ½ Theaterstunden! KRONEN ZEITUNG, 7.11.2007

"Mobil" Der Spanier Sergi Belbel ist einer der wichtigsten Autoren der Gegenwart, sogar das Burgtheater hat ihn schon gespielt ("Zeit der Plancks"). Nun ist seine "digitale Telefonkomödie" (Belbel) mit dem vielsagenden Titel "Mobil" im Theater in der Drachengasse zu sehen. Belbel hat ein virtuos gebautes Stück über die Einsamkeit und eine Gesellschaft geschrieben, die ständig via Handy miteinander in Kontakt ist und doch bloß grandios aneinander vorbei spricht. Bestechend an der Inszenierung von Hans-Peter Kellner ist das Niveau der Darsteller: Mit Ausnahme des jungen Stefan Moser, der seine Rolle mimt, anstatt sie zum Leben zu erwecken, ist wunderbares Schauspielertheater zu sehen. Alexandra Tichy als verzweifelt verlassene Ehefrau Sara, die noch einmal und ganz aus heiterem Himmel von einem jungen Mann begehrt wird, ist anrührend und bezaubernd, Alexandra-Maria Timmel präszise und schneidend scharf. Der Handlungsrahmen des Stücks ist ein Terrorangriff am Flughafen - doch Belbel erklärt dieses aktue Katastrophen-Szenario mit leichter Hand zum Nebenschauplatz, indem er nicht die Geschichte der großen Politik dahinter erzählt, sondern die Geschichten der Menschen. Smart. PROFIL, PETER SCHNEEBERGER, 8.11.2007

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