MOBIL

SERGI BELBEL ZU MOBIL Aus einem Interview anlässlich der katalanischen Uraufführung 2006 im Teatre Barrina i Teatre Lliure Noch vor nicht allzu langer Zeit war ein Handy ein Gerät, das ausschaute wie ein Schuh mit Plateausohle und einer langen und dicken Antenne, und die wenigen Menschen, die eines besaßen, im allgemeinen Manager von Multis, waren Gegenstand von Bewunderung, Spott und heimlichem Neid. Seit kurzem ist ein Handy ein Gerät, das von Mal zu Mal kleiner und leichter wird, ohne sichtbare Antenne, und nur ganz wenige Menschen besitzen keines. Noch seltener sind Menschen, die eines besitzen und darauf verzichten können. Noch vor nicht allzu langer Zeit war der Terror ein Begriff, den wir mit Filmen und einschlägigen Romanen assoziierten. Seit kurzem gehört der Terror, ergänzt durch das Modewort „global“, nicht mehr zur Welt der Fiktion, sondern belagert uns an allen Ecken, überall. Und, noch schlimmer, an keinem konkreten Ort. Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es Komödien, Dramen und Tragödien. In letzter Zeit scheint es nur mehr Mischformen zu geben. Oder Pathos. In „Mobil“ möchten vier Personen die Fäden durchtrennen, die sie an das Schlechte in ihrem Leben binden. Aber in einer technisch fortgeschrittenen Welt sind diese Fäden nicht mehr sichtbar. Wie soll man ein Kabel durchtrennen, das man nicht sieht, und von dem man nicht einmal weiß, ob es wirklich existiert?

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