Abendsand

  • Theaterkollektiv YZMA und Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 21. September – 3. Oktober 2015
    Di-Sa um 20 Uhr

Ein Walkie-Talkie:
Sand und Hitze bringen uns noch um // Ein Objekt, das unsere Aufmerksamkeit erregt // Könnte der Ursprung sein // Schauen gleich nochmal nach // Momentan verstehen wir nichts // Ist das die Bedeutung oder eine Fata Morgana?
 

Drei Archäologen suchen in der Wüste nach dem Ursprung des Abendlandes. Dünen, Tempel und Kamele stehen ein bisschen im Weg und Sand. Überall Sand. Ach, egal. Hauptsache Steine verschieben. Aber Moment mal, das sah doch vorhin noch anders aus. Die Wahrheit ist eine Illusion, von der man vergessen hat, dass sie eine ist. Aber egal. Wir benötigen Beweise. Immerhin betrifft uns das ja alle.



In ihrem Stück Abendsand entlarvt das Theaterkollektiv YZMA den Begriff des Abendlandes als gesellschaftliche Konstruktion, historisch gewachsenes Konzept und Sammelbecken für verschiedenste Identitätsthematiken und Selbstverständnisse.

Für Morsch wurde YZMA mit dem Publikumspreis des Nachwuchs-Wettbewerbs 2014 ausgezeichnet.


Ö1 Nachtquartier - Interview mit Milena Michalek

Interview mit dem Theaterkollektiv YZMA


Regie: Milena Michalek
Dramaturgie, Produktion: Karl Börner
Bühne: Mira König
Es spielen: Anna-Sophie Fritz, Florian Haslinger, Johanna Wolff


So verkommt das Abendland zu Abendsand

Drei Archäologen machen sich auf den Weg, um die Wurzeln des Abendlandes zu finden. Das ist gar nicht so einfach, vor allem wenn man miteinander auskommen muss auf so einer Expedition. Und so wird "Abendsand" auch zur Versuchsanordnung des Zudrittseins.

Das junge Theaterkollektiv YZMA (Regie: Milena Michalek) hat gute Bilder gefunden für eine Welt, die sich vor Überfremdung fürchtet. Lustig ist die Szene, in der eine Fischzüchterin einen Piranhateich um ihr Haus bauene möchte, um sich vor den Nachbarn zu schützen. Am allerbesten wird es, wenn Anna-Sophie Fritz, Florian Haslinger und Johanna Wolff mit großem Talent zur Komik, gegen den Takt, jeder für sich, bis zur Totalerschöpfung den gemeinsamen Donauwalzer tanzen.

Falter 40/2015


"Abendsand": Sprachkrisen in Sandstürmen

Erschöpfende Suche nach dem Ursprung des Abendlandes

Wenn es "das Fremde" geben soll, dann muss es auch "das Bekannte" geben. Was aber ist dieses Heimische, das Eigene, das das Abend- vom Morgenland abgrenzt?

Diese Frage stellen sich drei Archäologen auf der Bühne des Theaters Drachengasse. Sie wollen in einer nicht näher bestimmten Wüste ein Relikt finden, das den Ursprung des Westens darstellen soll. Nur: Schon der Weg zum Ausgrabungsort ist in dem Stück Abendsand beschwerlich.

Die Gruppe stolpert über Sprachkrisen und Identitätsillusionen, gerät in Sandstürme und flegelt sich über schwierigen Entscheidungen an. Als die von Anna-Sophie Fritz, Florian Haslinger und Johanna Wolf Gespielten schließlich doch ankommen und ein Objekt ausbuddeln, scheitern dann auch noch alle Übersetzungsversuche, und die Bedeutung des Begriffs "Abendland" kommt ihnen vollends abhanden.

Mit der Uraufführung gelingt dem Team um Regisseurin Milena Michalek ein zeitweise sehr komischer, schön absurder Abend. Die Zuseher dürfen Angela-Merkel-Zitate vernehmen und allerhand Versuchen beiwohnen, die Wurzeln des Westens zu bestimmen. Unter anderem wird in individueller Monotonie zu Neujahrskonzertmusik getanzt – über mindestens zehn Minuten, die Schauspieler wie Publikum fordern. Einsame Tänze bis zur Erschöpfung: Diese Einlage kommt dem gegenwärtigen Zustand des Abendlandes erschreckend nahe.

Der Standard, 22.9.2015


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