Romeo und Julia sind tot. - Das Finale

  • Nachwuchs-Theater-Wettbewerb 2014
  • Bar&Co
  • 2.- 21. Juni 2014, Di - Sa um 20 Uhr


Der Nachwuchswettbewerb 2014 zum Thema Romeo und Julia sind tot! ist am Samstag mit einem fulminanten Finale zu Ende gegangen.

Die Jury, bestehend aus Genia Enzelberger, Anna Maria Krassnigg und Gernot Plass, erkannte Lilian Matzke und Friederike Hellmann mit Rolling Floyd den JURYPREIS in Höhe von 5000,- zu. Rolling Floyd wird in der nächsten Saison in Bar&Co in einer abendfüllenden Version zu sehen sein.

Den PUBLIKUMSPREIS in Höhe von 1000,- erhielt die Gruppe Yzma Theaterkollektiv mit Morsch.


 


 

Ab 2. Juni 2014 findet das Finale des Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs 2014 statt. Die vier FinalistInnen präsentieren ihre 20-Minuten-Projekte in einer dreiwöchigen Spielserie.
Es werden zwei Preise vergeben:
- der Publikumspreis in Höhe von € 1000,-, den die Zuschauer durch Abstimmung vergeben – jede Eintrittskarte berechtigt zur Abgabe einer Stimme.
- der Jurypreis, der von einer Fachjury vergeben wird (heuer: Anna Maria Krassnig/Salon5, Genia Enzelberger/Kuratorium Stadt Wien und Gernot Plass/TAG). Er beträgt € 5.000,-, zur Verfügung gestellt vom Kuratorium für Theater, Tanz und Performance in der Stadt Wien für die weitere Ausarbeitung des Projektes in Bar&Co in der kommenden Saison.
Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt am 21. Juni 2014 im Anschluss an die letzte Vorstellung.



DIE FINALISTINNEN
 

Für Sie spielen wir die Hauptrolle
Julian Vogel, Patrick Rothkegel, Sophie Schmeiser,
Aleksandra Corovic, Bastian Parpan

Zimmer No. 101
Adrian Jager, Ron Zimmering, Anita Könning, Jakob Beubler, Therese Herberstein

Rolling Floyd
Lilian Matzke, Friederike Hellmann, Nicolas Pannetier, Magnus Hellmann, Joris Löschburg, Teodora S. Vlad, Wiebke Alphei, Birgit Böse

Morsch
Milena Michalek, Karl Ferdinand Börner, Anne Kulbatzki, Fabian Liszt, Pauline Fusban, Florian Haslinger, Johanna Wolff
 

Romeo und Julia sind tot. TRAILER

 

DIE PROJEKTE
 


Für Sie spielen wir die Hauptrolle
Ein Beitrag von Bankett
Der Kaffee am Morgen duftet in Gesellschaft besser.
Im hohen Alter rennt es sich alleine schlechter über die frühlingshafte Blumenwiese.
Auch Erinnerungen an Pillen sind gemeinsam angenehmer.
Und alleine durch die Kanäle von Venedig zu rudern, finden wir irgendwie fad.
Wir wollen die Welt verbessern, wir wollen das Leben sicherer machen, wir wollen der Gesellschaft nützlich sein und wir wollen spielen. Wir haben eine Idee und wir haben einen Plan. Alles was wir noch brauchen, ist Ihre Unterstützung …
Konzept: Bankett  Künstlerische Leitung: Julian Vogel, Patrick Rothkegel
Dramaturgie, Produktion: Sophie Schmeiser 
Es spielen: Aleksandra Corovic, Bastian Parpan


Zimmer No. 101
Von der Liebe sagt man oft, sie beginne dort, wo wir aus den regelmäßigen Bahnen der Alltagsmaschine heraustreten. Sie ist eine Überschreitung und wie jede Überschreitung bedeutet sie Freiheit – und gleichzeitig das Verlassen eines geschützten Bereichs. Nach dem Übertreten der Linie gelten bestimmte Gesetzmäßigkeiten nur noch eingeschränkt und gewohnte Maßstäbe verlieren ihre Gültigkeit. Wohin gelangen wir, schreiten wir den einmal angefangenen Weg nur lange genug und bedingungslos weiter?
In Zimmer No. 101 kommt es zur ältesten aller Begegnungen: boy meets girl. In den scheinbar endlosen Zimmerfluchten eines Hotels treffen ein Mann und eine Frau immer wieder aufeinander. Mal führen ihre Gänge ins Leere und mal an Orte, zu denen sie nicht gelangen wollten, als sie die ersten Schritte setzten. Mit jeder Zimmertür, die sie öffnen, offenbaren sich jedes Mal auch Erinnerungen und Wünsche und mit jeder Türschwelle, die sie überschreiten, lassen sie auch eine neue Grenze hinter sich.
Text, Dramaturgie: Adrian Jager  Regie: Ron Zimmering
Ausstattung: Anita Könning
Es spielen: Jakob Beubler, Therese Herberstein
 

Rolling Floyd
Theaterstück mit Puppen und Menschen
Kern der Handlung ist der „Schrei nach Liebe“ – das Ringen der Protagonisten um Ohren und Aufmerksamkeit. In einer reizüberfluteten, hochtechnisierten und immer schneller werdenden Welt, im Zeitalter von Smartphones und Massenmedien, gibt es keine Zeit mehr für wahre Gefühle. Überfluss produziert massenweise Optionen und gleichzeitig existiert keine Realität mehr, die eindeutig von virtueller Realität zu unterscheiden wäre. Was muss das Individuum noch tun, um mit seinen selbstkreierten Images im Strom der Relativität zu überleben und ausreichend LIEBE zu finden?
Die vor hochemotionaler Notwenigkeit triefenden Songtexte der Rockmusik seit den 60er Jahren sind Zeugnisse einer anderen Epoche. Wir wollen unsere Protagonisten von heute mit den wahren Worten der Rocklegenden Rolling Stones und Pink Floyd ausstatten, um ihre gefrorenen Herzen (= Pink Stones) wieder aufzuwärmen. Die Puppen erkämpfen sich mit Texten, wie Spiel nicht mit mir, denn da spielst du mit Feuer! (Rolling Stones: Play With Fire) jeden erklimmbaren Mittelpunkt.
Text, Regie: Lilian Matzke  Dramaturgie: Joris Löschburg
Musik: Nicolas Pannetier, Magnus Hellmann, Joris Löschburg
Sounddesign: Teodora S. Vlad, Friederike Hellmann
Puppenbau: Wiebke Alphei, Birgit Böse, Lilian Matzke
Bühne, Licht: Lilian Matzke, Teodora S. Vlad, Friederike Hellmann
Schauspiel, Puppenspiel: Friederike Hellmann 
Vielen Dank an die großartige künstlerische Unterstützung von Paolo Grazzi, Mareike Block, an den Expedition-Metropolis e.V und an die HfS Ernst Busch Berlin.
 

Morsch
Yzma Theaterkollektiv
Am Nordkap, dem nördlichsten Punkt europäischen Festlands, ist es kalt und still. Hier ruht 100 Meter tief im eisigen Fels Europas Kultur-Tresor. In ihm werden europäische Kulturgüter gesammelt und bei minus 19 Grad konserviert. Ein Teil der Kälte kommt aus dem Permafrostboden, der das Lager umgibt. Der Tresor in Norwegen ist laut Experten auf ein beinahe endloses Bestehen ausgelegt. Es handelt sich um ein sicheres System, um die Diversität des Kulturguts zu bewahren. Die kulturelle Vielfalt schwindet zusehends, deshalb brauchen wir dieses Projekt. Eine kleine Gruppe augebuffter Culture Warriors kümmert sich um die sorgfältige Lagerung der Güter, die aus allen europäischen Ländern täglich hier ankommen. Man bringt den Kulturgut-Tresor mit der Arche Noah in Verbindung. Aber vielleicht kann man noch weiter zurückgehen. Zum Garten Eden. Dies ist ein gefrorener Garten Eden.
Text, Regie: Milena Michalek  Text, Regieassistenz: Karl Ferdinand Börner  Künstlerische Mitarbeit: Anne Kulbatzki  Bühnenbild: Fabian Liszt 
Es spielen: Pauline Fusban, Florian Haslinger, Johanna Wolff

Drachengasse: Junge Liebe rastet nicht
Das Thema "Liebe" sorgte beim diesjährigen Theaternachwuchswettbewerb für einen Rekord an Einreichungen

Wien - Die Liebe ist bekanntlich ein seltsames Spiel und dementsprechend ein ergiebiges Objekt künstlerischer Auseinandersetzung. Als Thema des diesjährigen Theaternachwuchswettbewerbs im Theater Drachengasse sorgte es prompt für einen Rekord an Einreichungen. Vier Arbeiten präsentieren sich nun unter dem Slogan Romeo und Julia sind tot im freundschaftlichen Wettstreit um Jury- und Publikumspreis.

Wie der Titel schon andeutet, nähern sich die abwechslungsreichen Performances dem Thema weitestgehend von romantisch-tragischer Seite. Verliebtes Geturtel, anonymer Sex oder seminarerprobte Genderdiskurse, all das, was man von der jungen Boheme gerne erwartet, bleibt ausgespart. Liebe ist vermisst oder verloren.

Den flotten Auftakt macht die Gruppe Bankett mit Für Sie spielen wir die Hauptrolle. Betrachtungen über langjährige Beziehungen und ersetzbare Verluste sowie Unzufriedenheit mit dem Schauspielberuf führen zu einer Geschäftsidee: eine Versicherung, die den verstorbenen Lebenspartner durch einen Mimen ersetzt.

In der Puppenkiste landen

Zimmer No. 101 (Text: Adrian Jager, Regie: Ron Zimmering) zeigt daraufhin, wie ein Paar, das das größte gemeinsame Glück bereits überwunden hat, in traumähnlichen Sequenzen wieder und wieder aufeinandertrifft. Wünsche und Machtverhältnisse verschieben sich beständig, allein die Inkompatibilität scheint konstant.

Die Puppen tanzen lässt anschließend Friederike Hellmann in Lilian Matzkes Figurentheaterstück Rolling Floyd. Julia versucht darin vergeblich, ihren Romeo via Internet zu kontaktieren, bis sie schließlich mit Mick Jagger in der Puppenkiste landet. Das wilde Spiel sieht gut aus, die eingewirkten (Song-)Texte machen Spaß, jedoch geht die Nachvollziehbarkeit zwischendurch flöten.

Mit Morsch beschließt eine Zukunftsvision des Yzma-Theaterkollektivs den Abend. Drei Culture-Warriors bewachen einen Tresor, in dem europäische Kulturgüter konserviert werden, und treiben dabei verbalen Hochgeschwindigkeitsschabernack. Was das mit dem Thema Liebe zu tun hat, bleibt offen.

 (Dorian Waller, DER STANDARD, 4.6.2014)


Die Liebe in Zeiten der Reizüberflutung

„Kannst du mich sehen?“ Ich bin jetzt online“, sagt Julia und spricht Shakespeare-Texte in den Laptop rein. Friedericke Hellmann spielt mit Handpuppen „Romeo und Julia“ in Zeiten von Smartphones, Skype und E-Mail. Das rotzfreche Puppenspiel „Rolling Floyd“ (Text und Regie: Lilian Matzke) ist eine von vier Kurzinszenierungen, die es ins Finale des Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs in der Drachengasse geschafft haben, "Romeo und Julia sind tot“ war das diesjährige Motto. Seit sieben Jahren findet der Wettbewerb statt, und noch nie waren die Beiträge so gut wie dieses Jahr – was auch daran liegen könnte, dass die Beteiligung mit 134 Projekteinträgen so groß war wie noch nie. In einer dreiwöchigen Spielserie sind die Finalisten nun im Theater Drachengasse zu sehen, zum Schluss werden ein Jury- und ein Publikumspreis vergeben.

Die Theatergruppe Bankett nimmt das Wettbewerbsthema nur halb beim Wort und fragt: Was passiert, wenn nur einer stirbt? In „Für Sie spielen wir die Hauptrolle“ hat man die Lösung des Problems gefunden und bietet ein Standby für den Verstorbenen an. Während Aleksandra Corovic und Bastian Parpan zu schmalzigen Lovesongs dem sich einschleichenden Beziehungsalltag trotzen und der ewigen Liebe huldigen, ist die Liebe in „Zimmer No. 101“ (Text: Adrian Jager; Regie: Ron Zimmering) für Jakob Beubler und Therese Herberstein nur noch ein Klischee. Insgesamt überrascht die Heteronormativität der Beiträge, wo das Motto ja eigentlich dazu anleiten würde, genau jenes Weltbild infrage zu stellen. Wirklich abstrakt wird es nur in „Morsch“ (Text und Regie: Milena Michalek), wo Pauline Fusban, Florian Haslinger und Johanna Wolff als Culture-Warriors am Nordkap Europas Kulturgüter sammeln und konservieren: „Ein gefrorener Garten Eden“ sozusagen – ohne Romeo und Julia.

(Sara Schausberger, FALTER 24/2014)


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