Curie_Meitner_Lamarr_unteilbar

  • Eine Koproduktion von portraittheater und Theater Drachengasse
  • Bar&Co
  • 24., 25., 27., 28. Februar und 1. März 2014 um 20 Uhr

Der Wissenschaftler in seinem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker, er steht auch vor den Geheimnissen der Natur wie ein Kind vor der Märchenwelt. (Marie Curie)

Strahlung. Kernspaltung. Frequenzsprünge. Drei herausragende Pionierinnen stehen exemplarisch für die Errungenschaften von Frauen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich: Die zweifache Nobelpreisträgerin und Entdeckerin der Radioaktivität Marie Curie, die österreichische Atomphysikerin Lise Meitner und die Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr mit der Entwicklung des Frequenzsprungverfahrens. So unterschiedlich sie auch in ihren Lebensentscheidungen waren, so unvermutet weisen ihre Biografien doch Parallelen auf. Ihr Leben als Frauen lässt sich von ihrem Weg als Suchende und Forschende nicht trennen. Ausschnitte aus ihrem Leben, Erfolge und Hindernisse verflechten sich mit den Forschungsinhalten und der Leidenschaft für ihr Tun.

Text: Sandra Schüddekopf, Anita Zieher, mit Originalzitaten von Marie Curie, Lise Meitner, Hedy Lamarr 
Regie: Sandra Schüddekopf 
Raumkonzept: Eva-Maria Schwenkel  
Kostüme: Elke Gattinger 
Produktionsassistenz: Susanne Lässig
Es spielt: Anita Zieher

In Kooperation mit der Universität Wien und der Technischen Universität Wien et al.
Gefördert durch: BMVIT, BMWF, ZIT

 TRAILER Curie_Meitner_Lamarr_unteilbar


 


portraittheater.net

Drei Frauenbiografien – ein Abend

Warten Sie auf die Geschichte des armen, frierenden polnischen Mädchens oder auf jene einer Heldin?, fragt Schauspielerin Anita Zieher zu Beginn ihres (gemeinsam mit Regisseurin Sandra Schüddekopf entstandenen) neuen Stückes „Curie_Meitner_Lamarr_unteilbar“. Die Antwort darauf folgt umgehend. Es ist ein Mix aus beidem und vielem mehr, denn jede Frau „ist die Erfinderin von vielen Ichs“.

Letzteres ein Zitat der Wiener Schauspielerin Hedy Lamarr, die nicht nur auszog, um Hollywood zu erobern, sondern sich zudem als Erfinderin des Frequenzsprungverfahrens einen Namen machte. Lamarr ist eine von drei historischen Frauengestalten, die der Verein „portraittheater“ für seine neueste Produktion unter die Lupe nimmt. Zu sehen ist die theatralische Ménage-à-trois mit Lebensgeschichten zu Marie Curie, Lise Meitner und Lamarr – die dieses Jahr ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte – noch bis 4. März.

Die Lise aus der Lade

Eine Gelegenheit, die nicht nur, wer an Frauenbiografien interessiert ist, sondern auch technisch interessierte Laien nutzen sollten. Denn wie oft hat man schon die Chance, sich dermaßen spielerisch nicht nur mit der Lebensgeschichte dreier außerordentlicher Frauen vertraut zu machen, sondern dabei auch noch Näheres über Radioaktivität in Erfahrung zu bringen. Dass man auch nach rund 90 Minuten kein Experte auf dem Gebiet sein wird, liegt auf der Hand. Zieher und ihr Team schaffen es jedoch, elementare Fragen wie „was geschieht bei einer Kernspaltung eigentlich und wer hat diese überhaupt entdeckt?“ dem Publikum auf unterhaltsame und anschauliche Art und Weise näherzubringen.

Für die Beantwortung der oben genannten Frage schlüpft Zieher beispielsweise in die Rolle der Wiener Physikerin Lise Meitner und sinniert mit viel Humor über deren wichtigen Leistungen sowie Entbehrungen. Als Jüdin aus Deutschland vertrieben flüchtet die gebürtige Wienerin nach Stockholm, wo sich die ehemalige Professorin als wissenschaftliche Assistentin durchschlagen muss. Doch ihr Kollege Otto Hahn informiert sie weiterhin über seine Fortschritte im Bereich der Kernphysik und Meitner liefert mit ihren theoretischen Überlegungen den Schlüssel zum richtigen Verständnis: Beim Beschuss von Atomkernen von z.B. Uran mit Neutronen entstehen kleinere Atome unterschiedlicher Größen, wodurch überschüssige Energie freigesetzt wird. Den Nobelpreis hat ihr diese Erkenntnis zwar nicht eingebracht, aber das bedauert die scharfsinnige Denkerin keineswegs. So bringt es uns zumindest das portraittheater näher. Aber wer weiß schon, „was man alles gesagt hat oder was andere über einen gesagt haben“, auch das gibt das Stück zu bedenken. Letztendlich ist halt doch alles nur Theater, weiß Hedy Lamarr gegen Ende des Abends.

Vorbild Curie

Bis dahin haben die ZuseherInnen aber ohnedies gelernt, dass Wissenschaft ein harter Wettbewerb ist und dass in Biografien nicht immer auf alle Aussagen Verlass ist. Zudem drängt sich die Frage auf: was ist von Bedeutung, was ist es nicht? Wie wichtig ist es beispielsweise, dass Marie Curie nach dem Tod ihres Mannes, ob einer Affäre mit einem Studenten, gebeten wurde, ihren zweiten Nobelpreis nicht persönlich entgegenzunehmen. Die Zeitungen jedenfalls waren voll davon und auch die so genannten Freunde entsetzt. Nur ein Detail am Rande, vom Leben einer Frau, die eine Welle der Physikbegeisterung bei jungen Frauen hervorrief. Im Jahr 1939 arbeiteten beispielsweise 50 Prozent Frauen am Radiuminstitut, erfährt man aus dem Programmheft, welches die ZuseherInnen als kleine Gedächtnisstütze am Ende des Abends mit nachhause nehmen können. Fazit: Ein lehrreicher, unterhaltsamer Abend mit Augenzwinkern.

wieninternational.at, 27.2. 2014


Bühne frei für drei Forscherpionierinnen

Das Porträttheater hat ein Stück über Marie Curie, Lise Meitner und Hey Lamarr erarbeitet – und eine neue Form der Forschungsvermittlung

Was haben Marie Curie, Liste Meitner und Hedy Lamarr gemeinsam? Alle drei waren Pionierinnen in den Naturwissenschaften, und auch wenn ihre Biografien sehr unterschiedlich sind, so weisen sie doch unvermutete Parallelen auf, die vom Verein Porträttheater im neuen Stück Curie_Meitner_Lamarr unteilbar auf spannende Weise umgesetzt werden.

Vor der Kulisse eines fiktiven gemeinsamen Arbeitsorts – einer Kreuzung aus Labor und Hörsaal – personifiziert Anita Zieher, die nacheinander die drei Forscherinnen. Den Anfang mach Marie Curie, eine gebürtige Polin, zweifache Nobelpreisträgerin und Entdeckerin der Radioaktivität. Danach verkörpert die Schauspielerin die Wiener Atomphysikerin Lise Meitner, Entdeckerin der Kernspaltung, und die Schauspielerin Hedy Lamarr, die ein Verfahren zur Funksteuerung entwickelte, das heute für WLAN und Bluetooth zum Einsatz kommt.

In der Wissenschaft sind die drei längst zu Namensgeberinnen von Stipendien, Preisen, Vortragsreihen und Hörsälen geworden. Und am Geburtstag von Hedy Lamarr, der sich am, 9. November 2014 zum 100. Mal jährt, wird der Tag der Erfinder begangen. „Jede für sich würde einen Abend füllen“, sagt Anita Zieher, „weil wir sie aber gemeinsam porträtieren, kann ihr Werdegang nicht als Einzelschicksal missverstanden werden. Stattdessen werden strukturelle Bedingungen für Frauen in Wissenschaft und Technologieentwicklung in Vergangenheit und Gegenwart sichtbar.“

Die Biografien bringen einige Parallelen ans Licht: Gemeinsam waren den drei Frauen Leidenschaft, Hartnäckigkeit und Ausdauer, aber auch der prägende Vater und die Anerkennung außerhalb der Heimat und ihre ablehnende Haltung zum Krieg. Zudem wurden sie in Fragen der Moral, der Sexualität und des Äußeren anders beurteilt als Männer.

Erarbeitet haben die Theatermacherinnen das Stück mit dokumentarischem Ansatz auf Basis historischer Originalquellen. Die Auswahl der Zitate und die Komposition der Monologe sind natürlich Interpretation. „Wichtig war uns, keine Säulenheiligen der Wissenschaft zu zeigen, sondern den Blick bewusst auf Ambivalenzen, Erfolge, Brüche und Hindernisse zu lenken“, erklärt Sandra Schüddekopf.

Zieher und Schüddekopf lasen Literatur von den und über die drei Frauen, ließen sich von Forschern und Forscherinnen in Fragen der Radioaktivität, Kernspaltung und Frequenzsprünge beraten, besuchten Teilchenbeschleuniger und Versuchsreaktor.

Viele wissenschaftsaffine Kooperationspartner und Förderstellen (u.a. Uni Wien, TU Wien, Infrastrukturministerium, Wissenschaftsministerium, die Technologieagentur ZIT, das Science Center Network) erkannten das Potenzial des Theaterstücks zur anschaulichen Wissensvermittlung und unterstützten Entstehung und Qualitätssicherung.

Schüler und Schülerinnen des Wiener Borg 3 fertigten Büsten an, damit die drei Forscherinnen an den Unis (wo Anfang März gespielt wird) endlich Einzug in die Reihen kluger Männerköpfe aus Marmor halten können. Die im Stück eingespielten Videos mit den Jungforscherinnen Marielies Willensdorfer, Carla Goetze und Johanna Braendle sind in einer Kooperation mit der FH St. Pölten entstanden.

Die Materie musste jedenfalls gründlich durchdrungen werden. „Telefonate über Massenzahlen sind ganz normal für mich“, lacht Anita Zieher, aktuell Kernspaltungsprofi. Das Stück habe ihre kindliche Neugier geweckt und konfrontierte sie mit eigenen vorgefassten Meinungen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen á la „Atomkraft böse, Strahlentherapie und Radiokarbon-Datierung gut“. Die Macherinnen möchten einen Impuls mitgeben, der auf eine einfache Formel gebracht werden könnte: „Ich will mehr erfahren.“

Schon der Stücktitel Curie_Meitner_Lamarr unteilbar vereine dabei grundlegende Erkenntnisse aus der Wissenschafts- und Theaterwelt: Leben und Arbeit seien eine Einheit; das Wort Atom kommt aus dem Griechischen (átomos, das Unteilbare), ebenso wie das Wort Theater (Raum zum Schauen). Und außergewöhnliche Leistungen werden eher von Teams erbracht als von Einzelgenies. Lise Meitner und Otto Hahn entdeckten die Kernspaltung gemeinsam, auch wenn nur er den Nobelpreis bekam. Ebenso unteilbar sind Inszenierung und Schauspiel.

Vorstellungen am 27., 28. Februar und 1. März, 20 Uhr, Theater Drachengasse, am 3. Und 4. März, 19 Uhr, Universität Wien, Fakultät für Physik, Lise-Meitner-Hörsaal, Strudlhofgasse 4, 1090 Wien, am 14. Und 19. März,19 Uhr, Technische Universität Wien, Margarete-Schütte-Lihotzky-Hörsaal, Karlsplatz 13, 1040 Wien.

Astrid Kuffner, Der Standard, 26.2. 2014


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