Nachwuchs-Theater-Wettbewerb EMPÖRT EUCH!

  • Bar&Co
  • 3. - 22. Juni 2013 um 20 Uhr


 


Nachwuchswettbewerb Drachengasse 2013 - EMPÖRT EUCH!


DIE GEWINNER


Nach einer dreiwöchigen Spielserie in Bar&Co Drachengasse wurden am Samstag die Gewinner bekanntgegeben:


Den Jurypreis von 5.000,- erhielt das Projekt


ACHTUNDSECHZIG JAHRE KRIEGSFREIHEIT

Eine kriegerische Ansprache

Text: Leon Engler  Regie: Michael Schlecht  Bühne: Maria Pavlova

Es spielen: Wojo van Brouwer, Martin Vischer


Die Jury bestand aus Christian Felber, freier Publizist; Genia Enzelberger, Kuratorium Stadt Wien; Harald Posch, Garage X. Der Preis wurde zur Verfügung gestellt von vom Kuratorium für Theater, Tanz und Performance in der Stadt Wien für die weitere Ausarbeitung des Projektes.


Den Publikumspreis von 1.000,- erhielt das Projekt


DIE KÜMMERINNEN

Ein Quadrilog erboster Fraulichkeit

Text: Katharina Tiwald  Regie: Julia Kneussel 

Assistenz: Sara Lesky  Rechte bei Edition Ausblick

Es spielen: Anna Maria Eder, Pippa Galli, Katharina von Harsdorf, Viktoria Hillisch


Beide Projekte werden in der nächsten bzw. übernächsten Saison in einer abendfüllenden Version in Bar&Co zu sehen sein.


 


 


 


Empört euch!

Nachwuchs-Theater-Wettbewerb 2013 – Das Finale

 


Ab 3. Juni 2013 findet das Finale des Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs 2013 Empört euch! statt. Aufgrund der hohen Anzahl, vor allem aber der besonderen Qualität der Einreichungen, haben wir in diesem Jahr vier Projekte für das Finale ausgewählt.

Die vier FinalistInnen präsentieren ihre 20-Minuten-Projekte in einer dreiwöchigen Spielserie.


 


 


 


 


Empört euch!

Die FinalistInnen




I Do It My Way!

Heimwerker-Performance


Von und mit: Fabian Faltin (Heimwerkerprofi) und Elisabeth Hager (Do-It-Yourself-Enthusiastin)


Ob Carport oder Hippie-Hütte, Einfamilienhaus oder Occupy-Zeltcamp: ein Dach über dem Kopf braucht jeder. In der Heimwerker-Performance I Do It My Way verfällt eine junge Heimwerker-Enthusiastin (Elisabeth Hager) den verführerisch einfachen Tipps eines Baumarkt-Profis (Fabian Faltin) und beschließt, sich ihr Traumhaus selber zu bauen. Bohrer, Akkuschrauber und Radio Arabella laufen schon auf Hochtouren, da ertönen plötzlich merkwürdige Durchsagen im Dach-gebälk. Eine Aufforderung zur Revolution? Die mahnende, patriarchalische 1950er-Stimme ihres Großvaters? Oder gar der Selfman höchstpersönlich? Rasch kommt die Heimwerkerin in Gewissensnot, und die Baustelle droht außer Kontrolle zu geraten …






Foto: Andreas Friess


Foto: Andreas Friess




 


Die Kümmerinnen

Ein Quadrolog


Text: Katharina Tiwald  Regie: Julia Kneussel

Assistenz: Sara Lesky Rechte bei Edition Ausblick

Es spielen: Anna Maria Eder, Pippa Galli, Katharina von Harsdorf, Viktoria Hillisch


Vier Stimmen, eine Sinfonie: das Libretto des Gender- und Emanzipationsvokabulars, das so klingt, als hätte es nichts mit uns zu tun, kommt hier aus den Mündern von vier Menschen der Spezies Frau: In allegro vivace, staccato, fortissimo gurgeln, tönen, seufzen und rattern die vier das Repertoire der Wörter, die uns alle angehen, und hanteln sich durch einen skurril-witzig-traurigen Aneignungsprozess: Von der Macchiatomutter über den Karriereknick zum Binnen-I kommend, liefern sich die Stimmen eine phonetische Materialschlacht. Weibliche Wut mit lyrischem Format! Vorhang auf für den Chor der Kümmerinnen!

 


Foto: Andreas Friess


Foto: Andreas Friess


                                                          Dank an: Töchter der Kunst  

 






Occupy Burgtheater


Von Sandra Jungmann und Bernd Watzka  Regie: Steffen Jäger

Bühne: Sabine Freude  Kostüm: Aleksandra Kica  Assistenz: Simon Brader

Es spielen: Bernd-Christian Althoff, Stephan Bartunek, Florian Haslinger, Saskia Klar


Aufstand, Rebellion, Anarchie – und gelacht werden darf auch: Drei Wiener Klein-bühnenschauspieler starten in der Komödie Occupy Burgtheater ihren privaten Feldzug gegen das Theater-Establishment. Sie demonstrieren vor dem Burgtheater lautstark gegen Bundestheater-Privilegien und gegen die „Teutonisierung“ des österreichischen Theaterbetriebs. Burg-Direktor Matthias Hartmann stellt sich seinen Kritikern und wird von ihnen als Dank zum politischen Gefangenen erklärt. Revolutionsimmanente Planlosigkeit, Uneinigkeit und künstlerische Bestechlichkeit führen den beherzten Aufstand jedoch rasch ins Chaos – und zu einem überraschenden Schluss, der die Rebellion, ja sogar die gesamte Inszenierung des Stücks in Frage stellt.


 



Foto: Andreas Friess


 


 


 


Achtundsechzig Jahre Kriegsfreiheit 


Text: Leon Engler  Regie: Michael Schlecht  Bühne: Maria Pavlova

Es spielen: Wojo van Brouwer, Martin Vischer


Leon Engler theamtisiert in seinem Stück 68 Jahre Kriegsfreiheit unter der Regie von Michael Schlecht das irritierende Gefühl, das aufkommen kann, wenn ein Krieg für lange Zeit ausbleibt. "Die Unerträglichkeit des Friedens", nennt Tazar, eine der beiden Hauptfiguren des Stücks, diesen Zustand. Tazar, Jahrgang 198x, kann sich den anderen Zustand nicht vorstellen, er hat nur eine Vorahnung. Er ahnt, dass Krieg ein System bietet, in das er sich einordnen kann und entwickelt eine regelrechte Lust auf Unfreiheit. Gekränkt von der eigenen Bedeutungslosigkeit, ohne Ziel, ohne inneren Auftrag, hängt er im luftleeren Raum. Lähmungserscheinungen, verursacht von sich abwechselnden Anflügen von Lethargie und Resignation, breiten sich in ihm aus. Er hat einfach zu viele Möglichkeiten. Aber wie lässt sich das als ernstzunehmende Beschwerde formulieren? Darf er sich überhaupt beschweren?



Foto: Andreas Friess

 


 




Auch heuer werden zwei Preise vergeben:

- der Publikumspreis in Höhe von € 1000,-, den die Zuschauer durch Abstimmung vergeben – jede Eintrittskarte berechtigt zur Abgabe einer Stimme.

- der Jurypreis, der von einer Fachjury vergeben wird (heuer: Christian Felber, freier Publizist; Genia Enzelberger, Kuratorium Stadt Wien; Harald Posch, Garage X).

Der Jurypreis beträgt € 5000,-, zur Verfügung gestellt vom Kuratorium für Theater, Tanz und Performance in der Stadt Wien für die weitere Ausarbeitung des Projektes in Bar&Co in der kommenden Saison.

Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt am 22. Juni 2013 im Anschluss an die letzte Vorstellung.


 






Videoinstallation

My Private Little Window




Von Monika Hölzl und Adeline Grossegger

Dramaturgische Mitarbeit: Miriam Jansen





Ein Fenster zur Welt, für drei Wochen, mitten in Wien: Die Videoinstallation My Private Little Window öffnet den Ausblick in verschiedene Länder der europäischen Union und gewährt Einblicke in fremde, unbekannte Leben im Zeichen und in Zeiten der Krise.

Wie sieht unsere Existenz, unser alltägliches (Zusammen-)Leben fernab der Schlagzeilen im Wirtschaftsteil, zwischen proklamierten Börsen-Talfahrten und Reform-Bewährungsproben tatsächlich aus? Krisenportraits im Postkartenformat.

18 verschiedene Menschen – von Finnland bis Spanien – schlüpfen zwischen dem 3. und 22. Juni 2013 jeweils Donnerstag bis Samstag in die Rolle eines Außenkorrespondenten und skizzieren in Tagesprotokollen die Situation aus ihrer ganz persönlichen Sicht – ein Puzzle zum derzeitigen Leben innerhalb der Europäischen Union, das die Situation einmal aus einer ganz individuellen und alltäglichen Perspektive beleuchtet.



Zur Live-Videoinstallation


 



Foto : Theater Drachengasse



 


 


 


 

Einmischungen in Aspekte der Gegenwart

"Empört Euch!" hieß die Streitschrift des im Februar verstorbenen Stéphane Hessel, die 2011 erschien und Millionenauflagen erreichte. "Empört Euch!" ist auch der Titel und das Motto des heurigen Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs im Theater Drachengasse. Besonders viele Einsendungen (98) waren diesmal zu verzeichnen, vier wurden für die 16-tägige Spielserie ausgewählt.

Heimwerker und Burgtheater "I do it my way!" heißt die Performance, die sich mit der grassierenden Heimwerkersucht beschäftigt, witzig stellenweise, aber auch ein wenig langatmig. Bravourös präsentieren vier Schauspielerinnen (Anna Maria Eder, Pippa Galli, Katharina von Harsdorf, Viktoria Hillisch) das Gender- und Emanzipationsvokabular in "Die Kümmerinnen" von Katharina Tiwald.

Köstlich, schwungvoll, gekonnt von A-Z "Occupy Burgtheater": Ein Kleinbühnendarsteller-Trio demonstriert vor dem Burgtheater lautstark gegen das Theater-Establishment und seine Privilegien. Schließlich stehen sie Burg-Direktor Matthias Hartmann gegenüber. Saskia Klar, Bernd-Christian Althoff, Stephan Bartunek, Florian Haslinger ziehen unter der Regie von Steffen Jäger eine Show ab, die sich sehen lassen kann. Wie bald die eigenen Interessen überwiegen, wie dadurch alles zunichte gemacht wird, das ist herrlich komödiantisches Theater. Zum Abschluss dann: "68 Jahre Kriegsfreiheit" von Leon Engler, eine erschütternde Abhandlung über Lebensunfähigkeit. Souverän die beiden Darsteller Wojo van Brouwer und Martin Vischer.

(WIENER ZEITUNG, 4.6.2013)


Die verschiedenen Arten der Empörung

"Hartmann legen wir ein Ei, die Hartmann-Ära ist vorbei!" Vor dem Burgtheater wird demonstriert. Die Burg soll den Österreichern zurückgegeben werden, so die Forderung der Wiener Kleinbühnendarsteller, die den Aufstand üben. In "Occupy Burgtheater" (Regie: Steffen Jäger) muss sich der Burgtheaterdirektor in weißen Kniestrümpfen seinen Kritikern stellen. Das Stück ist eines der vieren, die den Einzug ins Finale des Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs der Drachengasse geschafft haben. "Empört euch!" lautet das diesjährige Motto.

Wie jedes Jahr gibt es einen Publikumspreis sowie einen Jurypreis zu gewinnen, wie jedes Jahr sind die Kurzstücke sehr unterschiedlich ausgefallen. Während die Farce "Occupy Burgtheater" die Empörung über den Theaterbetrieb aufzeigt, stimmen in "Die Kümmerinnen" (Regie: Julia Kneussel) vier Frauen in Sonnenbrillen und Minikleidern eine Symphonie mit feministischen Parolen an. Gekonnt werden Wörter zerklaubt und rythmisch zerpflückt. In der unprätentiösen Heimwerker-Farce "I Do It My Way!" (Fabian Faltin und Eisabeth Hager) verfällt eine junge Frau den Tipps eines Baumarkt-Profis, als plötzlich empörte Stimmen aus dem Dachgebälk zu hören sind.

Zm Schluss wird in "Achtundsechzig Jahre Kriegsfreiheit" (Regie: Michael Schlecht) die Empörung über einen Zustand laut, der wenig Grund zur Empörung bietet. Zwei Fremde treffen wie zwei Cowboys in der Prärie aufeinander und sprechen über das irritierende Gefühl, wenn der Krieg zu lange ausbleibt und man alle Freiheiten der Welt hat. Die Frage, ob die Empörung hier fehl am Platz ist, steht am Ende eines Abends, der einen Versuch zum politischen Widerstand auf der Bühne startet und absolut keinen Grund zur Empörung bietet. Im Gegenteil!

(FALTER, 24/13)


Theaterjugend auf den Barrikaden

Der Nachwuchs-Wettbewerb "Empört Euch!"

Wien - Dass Aufsässigkeit nicht nur als Recht, sondern gerne auch als Pflicht nachrückender Generationen verstanden wird, zeigt einmal mehr der Nachwuchs-Wettbewerb im Wiener Theater Drachengasse. Junge Theaterleute wurden heuer zum Thema "Empört Euch!" eingeladen, dramatische Konzepte vorzulegen. Von 99 Einreichungen durften vier Finalisten ihre Ideen zu 20-minütigen Stücken ausarbeiten, um über 16 Abende um die Gunst des Publikums und einer Fachjury zu rittern.

Den Auftakt macht I Do It My Way! von und mit Fabian Faltin und Elisabeth Hager. Die Performance, in der ein Heimatwerker ein Dach zimmert, während patriotische Texte der Nachkriegsjahre und Aufrufe zur Revolution verlesen werden, wirkt noch ausbaufähig. In der Duo-Besetzung konnten zudem vergleichsweise wenige Anhänger in den Zuschauerraum geschleust werden, die Reaktion des Publikums fiel daher eher höflich verhalten aus.

Mehr Anhänger konnte Die Kümmerinnen von Katharina Tiwald (Regie: Julia Kneussel) mobilisieren. Vier Schauspielerinnen rattern Worte, die uns laut Programmheft alle angehen. "Publizistik- und Kommunikationswissenschaften" etwa oder Anmerkungen zur Brustvergrößerung.

Ebenfalls sehr auf die eigenen Lebensverhältnisse fokussiert Sandra Jungmanns und Bernd Watzkas von Steffen Jäger inszeniertes Stück Occupy Burgtheater. Selbstironisch werden darin drei Jungschauspieler gezeigt, die mit griffigen Slogans ("Occupy! Occupy! Den Hartmann schlagen wir zu Brei!") für eine österreichische Rückeroberung des Burgtheaters kämpfen und nur allzu gern zu Schoßhündchen des deutschen, leicht transsilvanisch anmutenden Burgherrn mutieren. Spaßig.

Eine ganz andere Tonart schlägt schließlich Achtundsechzig Jahre Kriegsfreiheit, die reifste Produktion des Abends, an. Michael Schlecht inszeniert Leon Englers Reise in die zwiespältige Gedankenwelt eines jungen Mannes, der sich ein Leben im Krieg wünscht, da dieser mehr Struktur in sein Dasein bringen soll als die Raufasertapete seiner Wohnung.

Wer die Preisgelder schließlich nach Hause trägt, zeigt sich nach der letzten Aufführung am 22. Juni. Davor werden auch noch fünf Produktionen, die es nicht bis in die Finalrunde geschafft haben, am 15. Juni präsentiert.

(DER STANDARD, 8./9.6.2013)


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