Marie-Fragment

  • Ein Gastspiel von Terraforming Arts Laboratorium
  • Aristoteles Chaitidis
  • Bar&Co
  • 23. November – 3. Dezember 2016,
    Di-Sa um 20 Uhr




























Man kann sich doch zu wenig vorstellen. Dazu ist das Leben zu übermächtig, zu bunt, zu krass.

Eine Frau erinnert sich an ihr Leben. Das Vergangene und das Gegenwärtige sind nicht zu trennen. Sie ist alt und gleichzeitig jung. Und auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, die das Leben ihr gestellt hat.

Andere Mütter haben andere Sorgen. Jede sagt, sie versteht deinen Schmerz, weil sie ja auch Mutter ist, aber es stimmt nicht. Wir sind alle auf unsere Art alleine mit unseren Kindern.

„Die Zerbrechlichkeit dieser von Corovic gezeigten Person treibt mir Tränen in die Augenwinkel. Sehen Sie sich das an!“ (callisti1010.com)


Regie: Steve Schmidt 
2. Regie: Olivia Rosenberger 
Es spielen: Aleksandra Corovic, Constanze Winkler

Trailer


terraforming-arts.com/

Ist es egal, gelebt zu haben?

"Marie-Fragment" im Theater Drachengasse (Wien): Eine alte Frau blickt auf ihr Leben und den Tod ihrer jungen Tochter zurück.

Sehr gebeugt mit fast waagrechtem Oberkörper tattert die „alte“ Frau durch die Publikumsreihen in Richtung Bühne. Wirklich alt ist sie nicht, das ist der Schauspielerin schon anzusehen. Aber in ihren Körperbewegungen und in der Mimik wirkt sie so. 85 ist sie hier. So ihr jemand aus dem Publikum helfen wird, landet sie dann auch auf der Bühne auf einem alten Lehnstuhl  – zwischen doch recht geordnetem Chaos aus großen Kartons, einem leeren Vogelkäfig, einem kleinen alten Fernseh- und einem ziemlich neuen Radiogerät mit CD-Player. Und über allem thront das gemalte Bild eines Mannes. Jenseits dessen hängt ein ziemlich leeres, weißes Blatt Papier in einem Bilderrahmen.

Vor laaaaaaaanger Zeit

Alles „läuft“ sehr langsam ab. Die Alte kramt eine mit bunten Schmetterlingen bedruckte Schachtel hervor und fördert eine blondhaarige Puppe sowie eine CD, auf deren Cover ein Herz aufgemalt ist und der Schriftzug Marie. Rap-Rhymes von einem gef... Leben ertönen. Das Stück ist rund ¼-Stunde alt, das beginnt die alte Frau zu reden. Schleppend erinnert sie sich an Marie, ihre Tochter. Die ist vor laaaaaanger Zeit verstorben – an Anorexie, hat sich zu Tode gehungert. Das war – so scheint es – bis jetzt ein bestens gehütetes Geheimnis. Darüber hat sie nicht geredet, vielleicht selber nicht einmal eingestandenermaßen darüber nachgedacht. Daran scheint die alte, immer eigentlich auch namenlose Frau mehr oder minder seelisch verhungert zu sein. Verkümmert. Vertrocknet.

War da was?

Nun, vielleicht erst knapp vor dem eigenen Tod, sinniert sie darüber – und vor allem um die Frage des „warum?“. Hatte sie je wirklich Zugang zu Marie, eine wirkliche emotionale Verbindung mit ihrer Tochter. Oder mit überhaupt jemandem. Rückblickend hat sie immer funktioniert, alle Aufgaben erfüllt, aber als Gefühl kennt sie nur Angst. Angst, etwas falsch zu machen, Angst, Angst, Angst... – und auch die erzählt sie „nur“, selbst die wird nicht so wirklich spürbar. Tattrig aber geistig hellwach analysiert die Frau ihr Leben und dessen härtesten Schicksalsschlag. Ein Zitat aus dem Stück: „Der Kerze ist es am Ende auch egal, ob sie erlischt, wenn der Docht bis auf den Grund abgebrannt ist.“

In einem Traum erscheint die Tochter – dann als zweite Schauspielerin auf der Bühne. Als würde sie nach ihrem Tod über ihrer beider Leben resümieren, das mehr ein Aneinander-vorbei denn ein Zusammenleben gewesen sein muss. „Es hat nicht geklappt, einen Ruf des Lebens hab ich nie erhalten!“

Kurier, kiku, 23.11.2016


"Marie-Fragment": Zeitloser Schmerz Katharina Stöger24. November 2016, 17:06 posten In Aristoteles Chaitidis' Theaterstück erzählt eine 80-Jährige vom Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben Wien – Fast unscheinbar wirkt die Bühne. Auf kleinstem Raum drängen sich sämtliche Kisten neben einer Lampe, einem Vogelkäfig und einem funktionsuntüchtigen Fernseher. Nahezu unbemerkt nähert sich ihm eine alte gekrümmte Frau, nimmt in dem großen Sessel Platz und erobert sich mit einem Blick, einer Geste den ganzen Theaterraum der Drachengasse, der auf einmal ganz groß und intim zugleich wird. In Marie-Fragment (Text: Aristoteles Chaitidis) erzählt eine 80-Jährige von dem Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben. In der Erinnerung an ihre Marie reist die Mutter (Aleksandra Corovic) in ihrer Erzählung und auch körperlich in der Zeit zurück. Mit jeder Kleiderschicht, die sie ablegt, verjüngt sie sich nicht nur um 20 Jahre, sie entledigt sich auch scheinbar einer kontrollierenden Last. Der Rhythmus steigert sich. Ihr Sprechen wird freier, unüberlegter – und ehrlicher. Dramaturgisch ist diese Zeitreise geschickt gewählt: Hass, Verzweiflung, Angst und Sorge werden immer unmittelbarer. Während die alte Mutter es zu Beginn nicht einmal schafft, das Wort "Tod" auszusprechen, kann später – oder früher – die Wut aus ihr herausplatzen. Traumwandlerisch, präzise Die Inszenierung von Steve Schmidt zeigt mal humorvoll und mal schockierend ehrlich und schmerzhaft den Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen und stellt auch auf sehr geschickte, musikalisch-ironische Weise Fragen über den Glauben an Gott. In einer traumwandlerischen Jenseitssequenz kommt schließlich auch Marie (Constanze Winkler) selbst zu Wort. Sehenswert ist vor allem Corovic, die mit scheinbar völliger Leichtigkeit und großer Spielfreude präzise die Zeit springen lässt und mit ihrem eindringlichen Blick das Publikum in aufmerksame Stille versetzt. Jubelnder Applaus. Ansehen! (Katharina Stöger, 24.11.2016) - derstandard.at/2000048151230/Marie-Fragment-Zeitloser-Schmerz"Marie-Fragment": Zeitloser Schmerz Katharina Stöger24. November 2016, 17:06 posten In Aristoteles Chaitidis' Theaterstück erzählt eine 80-Jährige vom Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben Wien – Fast unscheinbar wirkt die Bühne. Auf kleinstem Raum drängen sich sämtliche Kisten neben einer Lampe, einem Vogelkäfig und einem funktionsuntüchtigen Fernseher. Nahezu unbemerkt nähert sich ihm eine alte gekrümmte Frau, nimmt in dem großen Sessel Platz und erobert sich mit einem Blick, einer Geste den ganzen Theaterraum der Drachengasse, der auf einmal ganz groß und intim zugleich wird. In Marie-Fragment (Text: Aristoteles Chaitidis) erzählt eine 80-Jährige von dem Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben. In der Erinnerung an ihre Marie reist die Mutter (Aleksandra Corovic) in ihrer Erzählung und auch körperlich in der Zeit zurück. Mit jeder Kleiderschicht, die sie ablegt, verjüngt sie sich nicht nur um 20 Jahre, sie entledigt sich auch scheinbar einer kontrollierenden Last. Der Rhythmus steigert sich. Ihr Sprechen wird freier, unüberlegter – und ehrlicher. Dramaturgisch ist diese Zeitreise geschickt gewählt: Hass, Verzweiflung, Angst und Sorge werden immer unmittelbarer. Während die alte Mutter es zu Beginn nicht einmal schafft, das Wort "Tod" auszusprechen, kann später – oder früher – die Wut aus ihr herausplatzen. Traumwandlerisch, präzise Die Inszenierung von Steve Schmidt zeigt mal humorvoll und mal schockierend ehrlich und schmerzhaft den Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen und stellt auch auf sehr geschickte, musikalisch-ironische Weise Fragen über den Glauben an Gott. In einer traumwandlerischen Jenseitssequenz kommt schließlich auch Marie (Constanze Winkler) selbst zu Wort. Sehenswert ist vor allem Corovic, die mit scheinbar völliger Leichtigkeit und großer Spielfreude präzise die Zeit springen lässt und mit ihrem eindringlichen Blick das Publikum in aufmerksame Stille versetzt. Jubelnder Applaus. Ansehen! (Katharina Stöger, 24.11.2016) - derstandard.at/2000048151230/Marie-Fragment-Zeitloser-Schmerz"Marie-Fragment": Zeitloser Schmerz Katharina Stöger24. November 2016, 17:06 posten In Aristoteles Chaitidis' Theaterstück erzählt eine 80-Jährige vom Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben Wien – Fast unscheinbar wirkt die Bühne. Auf kleinstem Raum drängen sich sämtliche Kisten neben einer Lampe, einem Vogelkäfig und einem funktionsuntüchtigen Fernseher. Nahezu unbemerkt nähert sich ihm eine alte gekrümmte Frau, nimmt in dem großen Sessel Platz und erobert sich mit einem Blick, einer Geste den ganzen Theaterraum der Drachengasse, der auf einmal ganz groß und intim zugleich wird. In Marie-Fragment (Text: Aristoteles Chaitidis) erzählt eine 80-Jährige von dem Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben. In der Erinnerung an ihre Marie reist die Mutter (Aleksandra Corovic) in ihrer Erzählung und auch körperlich in der Zeit zurück. Mit jeder Kleiderschicht, die sie ablegt, verjüngt sie sich nicht nur um 20 Jahre, sie entledigt sich auch scheinbar einer kontrollierenden Last. Der Rhythmus steigert sich. Ihr Sprechen wird freier, unüberlegter – und ehrlicher. Dramaturgisch ist diese Zeitreise geschickt gewählt: Hass, Verzweiflung, Angst und Sorge werden immer unmittelbarer. Während die alte Mutter es zu Beginn nicht einmal schafft, das Wort "Tod" auszusprechen, kann später – oder früher – die Wut aus ihr herausplatzen. Traumwandlerisch, präzise Die Inszenierung von Steve Schmidt zeigt mal humorvoll und mal schockierend ehrlich und schmerzhaft den Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen und stellt auch auf sehr geschickte, musikalisch-ironische Weise Fragen über den Glauben an Gott. In einer traumwandlerischen Jenseitssequenz kommt schließlich auch Marie (Constanze Winkler) selbst zu Wort. Sehenswert ist vor allem Corovic, die mit scheinbar völliger Leichtigkeit und großer Spielfreude präzise die Zeit springen lässt und mit ihrem eindringlichen Blick das Publikum in aufmerksame Stille versetzt. Jubelnder Applaus. Ansehen! (Katharina Stöger, 24.11.2016) - derstandard.at/2000048151230/Marie-Fragment-Zeitloser-Schmerz

"Marie-Fragment": Zeitloser Schmerz

In Aristoteles Chaitidis' Theaterstück erzählt eine 80-Jährige vom Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben

Wien – Fast unscheinbar wirkt die Bühne. Auf kleinstem Raum drängen sich sämtliche Kisten neben einer Lampe, einem Vogelkäfig und einem funktionsuntüchtigen Fernseher. Nahezu unbemerkt nähert sich ihm eine alte gekrümmte Frau, nimmt in dem großen Sessel Platz und erobert sich mit einem Blick, einer Geste den ganzen Theaterraum der Drachengasse, der auf einmal ganz groß und intim zugleich wird.

In Marie-Fragment (Text: Aristoteles Chaitidis) erzählt eine 80-Jährige von dem Verlust ihrer Tochter und resümiert ihr Leben. In der Erinnerung an ihre Marie reist die Mutter (Aleksandra Corovic) in ihrer Erzählung und auch körperlich in der Zeit zurück. Mit jeder Kleiderschicht, die sie ablegt, verjüngt sie sich nicht nur um 20 Jahre, sie entledigt sich auch scheinbar einer kontrollierenden Last. Der Rhythmus steigert sich. Ihr Sprechen wird freier, unüberlegter – und ehrlicher.

Dramaturgisch ist diese Zeitreise geschickt gewählt: Hass, Verzweiflung, Angst und Sorge werden immer unmittelbarer. Während die alte Mutter es zu Beginn nicht einmal schafft, das Wort "Tod" auszusprechen, kann später – oder früher – die Wut aus ihr herausplatzen.

Traumwandlerisch, präzise

Die Inszenierung von Steve Schmidt zeigt mal humorvoll und mal schockierend ehrlich und schmerzhaft den Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen und stellt auch auf sehr geschickte, musikalisch-ironische Weise Fragen über den Glauben an Gott. In einer traumwandlerischen Jenseitssequenz kommt schließlich auch Marie (Constanze Winkler) selbst zu Wort. Sehenswert ist vor allem Corovic, die mit scheinbar völliger Leichtigkeit und großer Spielfreude präzise die Zeit springen lässt und mit ihrem eindringlichen Blick das Publikum in aufmerksame Stille versetzt. Jubelnder Applaus. Ansehen!

Der Standard, 24.11.2016


Das Gegenteil der Alterslosigkeit

Eine einsame, alte Frau reflektiert den Selbstmord ihrer Tochter in jungen Jahren. Das literarisch nicht sonderlich kunstvolle Monologstück "Marie-Fragmnet" von Aristoteles Chaitidis diente der Schauspielerin Aleksandra Corovic als Vorlage zur Entwicklung eines gewagten Rollenstudiums als Diplomprojekt an der Wiener Musik- und Kunstuni. Jetzt hat sie den Abschluss, und das Projekt wurde abendfüllend erweitert: Zusammen mit dem Regieteam Steve Schmidt und Olivia Rosenberger lässt Corovic ihre Protagonistin erst stufenweise immer jünger werden, dann nahtlos wieder altern: ein beeindruckender Beweis ihres Könnens. Doch auch die Regie beweist Fantasie, etwa durch einen bizarren Bonusauftritt der toten Tochter (Constanze Winkler).

Der Falter, 30.11.2016


Spielplan Januar 2022