Die Schreibtischkiller

  • Eine Bürosatire von Margit Hahn
  • Theater Drachengasse
  • 14. Jänner bis 16. Februar 2013
    Di-Sa um 20 Uhr

    WEGEN DES GROSSEN ERFOLGES SPIELEN WIR EINE ZUSATZVORSTELLUNG:
    SAMSTAG, 16. FEBRUAR 2013 UM 17 UHR


Uraufführung

Eigenproduktion Theater Drachengasse




Ich habe da eine Kollegin, die ist absolut unfähig, die muss weg.

Wenn die gute Frau nichts taugt, weg mit ihr! Das ist konsequent!

Ich sage immer, heutzutage zählt nur die Leistung!




Kathrin geht manchmal zu Besprechungen, zu denen sie gar nicht eingeladen ist, was nicht weiter auffällt.

Robert wird beim Bewerbungsgespräch aussortiert. Mit Aszendent Schütze habe er zu viele Schwierigkeiten, Regeln zu respektieren. Ob er wild auf den Job gewesen wäre, steht ohnehin in den Sternen, da sein Boss in spe Weiterbildung für Mitarbeiter ablehnt, weil das deren Marktwert erhöhen könnte.

Und Geier schlägt vor, Kollegen nach dem Zufallsprinzip beim Betriebsausflug vom Mönchsberg zu stoßen, um die Mitarbeiterabbauquote zu erfüllen.



Hackeln, buckeln, wadlbeißen: in Margit Hahns Geschichten hat der Kampf im Büro viele Gesichter. Die schöne neue Arbeitswelt zwischen überraschenden Kündigungen, heimlichen Affären, Darmträgheit und perfekten grauen Mäusen.



 



Bühnenfassung und Regie: Christine Wipplinger

Bühne/Kostüm: Andrea Bernd

Musikalische Einrichtung: Fritz Rainer

Regieassistenz: Lisa Niederwimmer

Kostümassistenz: Lisa Niederwimmer

 



Es spielen: Birgit C. Krammer, Clemens Matzka, Michael Schusser,

Petra Strasser



Rechte bei: Margit Hahn

 



 



Hörprobe - "Die Schreibtischkiller"

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Die Unerträglichkeit des Daseins im Büro

Einem eloquenten Darstellerquartett (Birgit C. Krammer, Petra Strasser, Clemens Matzka, Michael Schusser) glückt in der Regie von Christine Wipplinger eine gekonnte Inszenierung.

Mit der Bürosatire "Die Schreibtischtäter" von Margit Hahn hat das Theater Drachengasse erneut einen guten Griff getätigt. Menschen tummeln sich hier im Bühnenrund, die einander schaden, wie sie nur können, die intrigieren, ihr Gegenüber um die Existenz bringen, Leben zerstören, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt.

Verlierer sind sie alle

Doch wer sind die Opfer, wer die Täter? Die Grenzen werden zunehmend fließend. Wer gewinnt, wer verliert? Verlierer sind sie letztlich alle, auch die Gewinner. Wer sich so verhält wie die Protagonisten in dem bitterbösen Spiel, der hat längst verloren.

Die vorliegende Uraufführung bringt selbstverständlich ein zugespitztes Bild unserer Gesellschaft, doch was an Wahrheit drinsteckt, ist mehr als das sprichwörtliche Quäntchen.

Man lacht viel bei diesem Theaterabend, man ist gespannt, gefesselt, denn wie hier mit Entsetzen Scherz getrieben wird, das ist schlichtweg brillant.

(WIENER ZEITUNG, 16.1.2013)


Die Arbeitswelt ist schon seit einiger Zeit ein Thema auch für das Theater – von den „Top Dogs“ bis zur „Grönholm Methode“ haben Szenen aus einem brutalen Alltag rund ums Büroleben schon wirkungsvolle Stücke ergeben. Die Wiener Autorin Margit Hahn hat Prosaszenen dazu geschrieben, Regisseurin Christine Wipplinger gab ihnen eine Bühnenfassung, die sie selbst in der Drachengasse perfekt umsetzte: „Die Schreibtischkiller“ sind ein kurzer (75 Minuten), schreiend witziger Abend von Kabarett-Charakter, der dennoch einen so soliden Bodensatz von wahrer Beobachtung des wirklichen Lebens enthält, dass man immer wieder Menschen, Konstellationen und Situationen zu erkennen meint.

Arbeitsleben zwischen Bewerbungsgespräch und Kündigung, beides gleich brutal. Fiese Chefs und tückische Angestellte, es gibt keine „Guten“ in dem Spiel. „Die da oben“ kühlen ihr Mütchen an den Schwachen, aber sie tun es nicht ungestraft – „die da unten“ haben auch Ideen zum Thema, da fallen einige Herrschaften (recht possierlich, zugegeben) freiwillig oder unfreiwillig aus dem Fenster. Das Wort „Killer“ im Titel kommt nicht von ungefähr.

Da werden die neuralgischen Punkte angebohrt, ob es die Drückeberger sind, die Schleimer, die Intriganten. Kollegen-Vernichtung in der Raucherecke. Nur selbst keine Schwäche zeigen, Gesundheit wird zum Fetisch, Überleben heißt das Motto. Der Theaterabend bietet, Szene für Szene, den ununterbrochenen Kampf  der Demütigungen, der Niedertracht, der Gnadenlosigkeit des Jeder gegen Jeden – und hinter allem steckt die Angst, die für viele eine Lebensangst von Todesangstcharakter ist: Werde ich morgen noch einen Job haben? Denn es kann jeden treffen, so tief oder hoch steht keiner,  ob man sich ganz klein macht, ob man die perfekte Kraft ist, die Entlassung steht immer im Raum.

Vier Schauspieler dürfen sich ununterbrochen verwandeln. Brillant Clemens Matzka, ob er der unerträgliche Chef oder das arme Würstchen ist (und oft ist beides dasselbe). Michael Schusser ist der Geschniegelte, immer Lächelnde, Skrupellose, der mal zynisch den Souveränen spielt, mal sich weinend am Boden wälzt. Birgit C. Krammer und Petra Strasser sind (auch mit blitzschnellen Kostümwechseln) mit beträchtlichem Differenzierungsreichtum Frauen aller Schattierungen, und eigentlich möchte man keine von ihnen kennen. Aber es ist ein exquisites Vergnügen, ihnen im Theater zu begegnen, in einer so prächtig geschliffenen Aufführung.

Nur eine Frage: Die Bühne von Andrea Bernd ist brillant, der große Chefsessel, die kleinen Kinderstühlchen für die Untergebenen. Aber warum zeigt der Hintergrund die Skyline von New York? Sicher, es ist das Symbol für die gnadenlose Arbeitswelt. Aber diese Geschichten spielen doch eindeutig heute und hier – das ist ja auch ihre Stärke.

(DER NEUE MERKER, 16.1.2013)


Hackeln, buckeln und wadlbeißen

Stärken und Schwächenanalyse, Mitarbeitergespräche, Zielvereinbarung, Qualitätssicherung, Karrierespünge. Das Stück „Die Schreibtischkiller“ feierte vergangenen Montag seine Premiere im Theater Drachengasse und zeigt Unternehmen in ihrer groteskesten Form. Thema ist der Alltag im Büro, wo Wachstum und Leistung an oberster Spitze stehen und sich unternehmerischer und persönlicher Fortschritt immer auf Kosten der Kollegen oder Mitarbeiter stützt.

Es scheint, alle Protagonisten hätten sich Watzlawiks „Anleitung zum Unglücklichsein“ sehr zu Herzen genommen. Jedes Wort der Kollegen wird auf die Goldwaage gelegt, Arbeitsfreude vom Chef als hinterlistige Betrügerei interpretiert und neue Mitarbeiterinnen werden am Raucherbalkon ausreichend ausgerichtet.

Schon das Bühnenbild zeigt die Hierarchie des Büros: Rote Minisessel für die Mitarbeiter, auf dem schwarzen Ledersessel thront der Chef. Aber auch der muss sich dem Nächststärkeren fügen. Im Hintergrund die Skyline und ein Fenster, aus dem der ein oder andere mehr oder weniger freiwillig einen Abgang macht.

Tempo, tempo, lachen, lachen, weinen?

Das Stück ist eine Aneinanderreihung von Sketches, in denen sich die vier Protagonisten und Protagonistinnen slapstickartig von einem Unheil ins Nächste stürzen. Alles wird begleitet von mal sanften, mal verzerrt hetzenden Kinderlieder-Melodien.

Leistungsdruck, Mobbing, Mitarbeiterabbau sind die Themen, die diese schwungvolle, kurzweilige Komödie mit einem Augenzwinkern und oft absurden Wendungen behandelt. Wirkt vieles anfangs überzeichnet, findet sich trotzdem in jedem Protagonisten und jeder Geschichte etwas Wahres. Oft schwingen die Charaktere so stark zwischen Spaß und Verzweiflung, dass auch dem Zuschauer das Lachen im Hals stecken bleibt.

Das Stück schließt mit dem Kanon "Oh, wie wohl ist mir am Abend" und holt Protagonisten und Zuschauer damit auf berührende Weise in die ernste Wirklichkeit dieser Themen zurück.

(theatania.at, 16. Jänner 2013 )


SCHREIBTISCHKILLER

Großer Premierenerfolg für Margit Hahns Büro-Satire  "Die Schreibtischkiller" im Wiener Theater Darchengasse: In sketchartiger Szenenfolge zur verfremdeten Melodie des "Bi-Ba-Butzemanns" (Musik: Fritz Rainer) zeigt sich der Arbeitsalltag von seinen bösartigsten Seiten. Mobbing bis in die Chefetagen, Intrigantentum, Verfolgungswahn und Kündigungswelle - unter Christine Wipplingers babarettorientierter Regie unter permanentem Kostümwechseldruck (Ausstattung: Andrea Bernd) agieren Birgit C. Krammre, Clemens Matzka, Michael Schusser und Petra Strasser in einer temporeichen Sitcom, beste Unterhaltung mit köstlich zynischen Untertönen garantiert.

(NÖN, Klosterneuburg, 16.1.2013)


MACHTSPIELE IM OBEREN MANAGEMENT

Die Fototapetencollage der Skyscraper von New York verdeutlicht mit einem Blick: Wir sind schon ziemlich weit im oberen Management angelangt. Hier wird die luft dünner, hier herrschen Neid und Intrige, hier verteidigt man seinen Arbeitsplatz notfalls auch mit Gewalt. Doch warum Midtown Manhatten? Um die Mechanismen von Macht und Mobbing zu beschreiben, reicht es auch,den Blick auf Wien Mitte oder eine Ansammlung heimischer Bürohochhäuser zu richten.

Und das macht auch die Dramatikerin Margit Hahn, die blendende, bösartige Dialoge zu schreiben versteht. Die Schreibtischkiller, kürzlich im Theater Drachengasse uraufgeführt, ist allerdings keine "Bürosatire" sondern eine Simple Revue: Aneinandergereiht werden ein paar Sketches, die - abgesehen vom generellen Thema Büro - nicht miteinander in Beziehung stehen. In dem einen wird kurzerhand gekündigt, im nächsten entwickelt der Chef einen Verfolger, weil seine Sekretärin loyal ist, im dritten schleppt eine Frau einen öden Managertypen ab, der sich einzig für Machtspiele und Blutfettwerte interessiert.

Dass die Szenen in Österreich spielen, verdeutlichen die stimmigen Outfits von Andrea Bernd: Ein seriös wirkender Mann trägt auch Steireranzug. Warum aber kleistert dann Bernd, sowohl für Bühne als auch Kostüme verantwortlich, New York an die Wand? Um die Schreibtischkiller in die Nähe von US-Serien bis hin zu Sex and the City zu rücken? Wahrscheinlich, denn die meisten Charaktere, von der grauen Maus bis zur dominanten Chefin, entsprechen den TV-Klischeevorstellungen.

Christine Wipplinger hat die Szenen aber mit viel Rasanz inszeniert, und das vierköpfige Ensemble serviert bei der Reise nach Jerusalem jede Pointe exakt.

Man hat wirklich viel zu schmunzeln.

(DER STANDARD, 22.1.2013)

 


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